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Einleitung

Saal 1

CHECAN – MUNAY
LIEBE

Im Zentrum der andinen Kosmovision befindet sich das Konzept des Tinkuy: das kreierende Zusammentreffen gegensätzlicher und gleichzeitig ergänzender Kräfte. So wie der Tag der Nacht weicht, um erneut zu erscheinen und so wie die Trockenzeit der Regenzeit weicht, damit die Aussat wächst, vereinen sich Mann und Frau um neues Leben zu schaffen.
Eine der deutlichsten künstlerischen Ausdrucksweisen des Tinkuy in der Kunst des alten Peru ist die mythologische Darstellung der Vereinigung des zivilisierenden Helden der Mochica mit der Mutter Erde (Pachamama). Aus dieser Liebesbeziehung erwächst der Lebensbaum, das Symbol beständiger Wiedergeburt, Kontinuität des Daseins und des guten Lebens der Gemeinschaft (kawsay). Der Lebensbaum ist ein universelles Symbol, das durch die Geschichte in vielen Mythologien präsent ist und uns an die regenerierende Kraft der Liebesverbindung und des Erotikantriebes erinnert.
Checan ist das Wort für Liebe in der Herkunftssprache Muchik und zugleich der Terminus, den Rafael Larco Hoyle als Titel für sein Werk über die erotischen Darstellungen in der andinen Welt auswählte. In allen Sprachen, auf der ganzen Welt und im Laufe der Geschichte wurden die Liebesbeziehungen und sexuellen Interaktionen zwischen Lebewesen nicht nur benannt, sondern auch künstlerisch auf unterschiedlichste Weise ausgedrückt. In manchen Kulturen übernahmen menschliche Sexualität, Körper, Anziehung, Begierde und Lust Ausdruck in Form von künstlerischen Objekten und Ritualen, die bei Festlichkeiten und Zeremonien genutzt wurden und sowohl im privaten als auch öffentlichen Bereich, also Palästen, Tempeln und Mausoleen, präsent waren.
In der Galerie Checán nähern wir uns den erfahrenen Händen der Kunsthandwerker des alten Peru, die Lehm bearbeiteten und daraus menschliche Körper schufen, indem sie deren Nacktheit ehrten und liebkosten. Diese tausendjährigen Keramikkörper begleiten uns, die einst dank Flüssigkeiten, die in und durch sie flossen, belebt wurden. Sie begleiteten das Leben und den Tod und begünstigten die kontinuierliche und erhoffte Regeneration. Eine Wiedergeburt, die nur durch eine produktive Bearbeitung dieser Erde möglich war, aber ebenso dank des intensiven Zusammentreffens erhitzter Körper, die sich ganz dem Begehren und der Lust hingaben.
Wir laden Sie ein diese künstlerischen Kreationen des alten Peru zu entdecken und zu genießen, die uns eine besondere Art des Sexualverständnisses verdeutlichen. Die wesentliche Kraft zur Wiedergeburt gibt es in dieser Erde (Kay Pacha), wo sich unsere Gemeinschaft reproduzieren soll als auch in der Unterwelt (Uku Pacha), von wo aus die uns ernährenden Saaten erneut sprießen bis hin zur Oberwelt (Hanan Pacha), wo die göttlichen Wesen sich ständig vereinen und die ewige Wiederkehr des neuen Lebenszyklusses ermöglichen.

 

EROTIK-GALERIE

Diese Ausstellungsgalerie zeigt die Sammlung der archäologischen Objekte aus der Kollektion des Museo Larco, die Rafael Larco Hoyle als Ergebnis seiner Studien zu den Darstellungen der Sexualität in der präkolumbischen Kunst Perus erhielt und in seinem Werk Checán (1966) veröffentlichte.

Wir präsentieren Erkenntnisse zu Sexualität und Erotik, die mit einem ganzheitlichen Verständnis der Welt und der sie bewegenden Lebenskräfte verbunden sind. Wir hoffen, dass diese Ausstellung es erlaubt, uns der Sicht- und Lebensweise der Gesellschaften des alten Peru zu nähern. Gleichzeitig betrachten wir es als einzigartige und interessante Möglichkeit, uns der Sexualität selbst zu nähern, frei von natürlichen Mythen und Vorurteilen, die aus unseren kulturellen und religiösen Überzeugungen und Glaubensrichtungen sowie den sozialen Konstrukten unserer Zeit entstehen.

Rafael Larco, ehrlich mit seinen Lesern und die Komplexität des von ihm untersuchten Feldes anerkennend, versuchte sich in einer kohärenten Interpretation dieser außergewöhnlichen künstlerischen Gesamtheit und schreibt abschließend in seinem Buch: “um einen Schlusspunkt in diesem Buch zu einem der Aspekte des archäologischen Panoramas von Peru zu setzen, von dem wir als einzige Hinweise einige erotische Gefäße haben, bleibt dem Leser nur das weite Feld der Anregung.” (Rafael Larco Hoyle, Checán, S. 128)

 

LARCO GRAB

Archäologisches Register von Rafael Larco Hoyle
Ausgrabungen eines Grabes der Mochica im Tal von Chicama

Grab der Mochica
Saal 1, Vitrine 01

Keros
Saal 1, Vitrine 02

Lebensbaum
Saal 1, Vitrine 03

Körper
Saal 1, Vitrine 04

Salinar-Paar
Saal 1, Vitrine 05

Stein-Phallus
Saal 2, Vitrine 06